Förderung gesundheitsorientierter Drogenpolitik und Lösungen

Den Wandel stärken: Erkenntnisse aus dem 5. Expert*innentreffen zur Schadensminimierung

Das 5. Expert*innentreffen, das im September 2023 virtuell stattfand, diente als globale Plattform, um Gespräche über gesundheitsorientierte Drogenpolitik zu initiieren.

In diesem Jahr lud die GPDPD im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und unter der politischen Schirmherrschaft der Beauftragten der Bundesregierung für Drogen- und Suchtpolitik in Zusammenarbeit mit dem Office of the Narcotics Control Board of Thailand (ONCB), Harm Reduction International (HRI) und dem International Drug Policy Consortium (IDPC) fast 60 Vertreterinnen und Vertreter von Regierungsbehörden, der Zivilgesellschaft und Forschungseinrichtungen über Landesgrenzen und Zeitzonen hinweg ein.

 

Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand der 2023 Bericht des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte (United Nations (UN) High Commissioner for Human Rights), der die menschenrechtlichen Herausforderungen bei der Bewältigung und Bekämpfung aller Aspekte des weltweiten Drogenproblems betont (Human rights challenges in addressing and countering all aspects of the world drug problem). Der Bericht unterstreicht nachdrücklich die zentrale Rolle der Schadensminderung und der leicht zugänglichen Drogenbehandlungen für die Wahrung des Grundrechts auf Gesundheit von Drogenkonsument*innen.

 

Der erste Teil des Treffens konzentrierte sich auf das dringende Problem der viralen Hepatitis. Die Weltgesundheitsorganisation (World Health Organization, WHO) lieferte wertvolle Erkenntnisse über die Prävalenz von Hepatitis B und C unter Drogenkonsument*innen. Die von der WHO bekräftigte Globale Strategie für den Gesundheitssektor (the Global Health Strategy) hat nicht nur die Weichen für die Eliminierung der Virushepatitis gestellt, sondern auch einen visionären Rahmen für die Erreichung dieses ehrgeizigen Ziels geschaffen.

 

Ein Beispiel aus dem indischen Bundesstaat Manipur stellte den Teilnehmenden evidenzbasierte Ansätze und die Zusammenarbeit mit lokalen Gemeinschaften vor. Während die Fortschritte bei der Bekämpfung von HIV und Hepatitis C in der asiatisch-pazifischen Region gewürdigt wurden, betonte die Kernbotschaft eine Verlagerung des Schwerpunkts auf die Ausbreitung von Hepatitis B. Regierungsvertreter*innen aus Nigeria, Deutschland und Ägypten gaben Einblicke in ihre bahnbrechenden Screening- und Behandlungsinitiativen für virale Hepatitis C und B. Die Redner*innen lieferten zudem weitere Perspektiven zu den Gesamtkosten von Behandlungsdiensten.

 

Im zweiten Teil des Treffens lernten die Teilnehmenden Beispiele für Maßnahmen zur Schadensbegrenzung in verschiedenen Ländern kennen. Deutschland beleuchtete den Ansatz der Drogenkontrolldienste und wie diese innerhalb des gesetzlichen Rahmens angewandt werden. In Schottland wurde das unermüdliche Engagement zur Bekämpfung der Überdosis-Krise verdeutlicht, wobei die Verteilung von Naloxon, umfassende Schulungsprogramme für Sanitäter*innen und Polizeibeamt*innen sowie die Schaffung hochmoderner Einrichtungen für den überwachten Konsum im Vordergrund standen.

 

Die Veranstaltung ließ sich von den transformativen Erfahrungen von Organisationen in New York (USA) und Bogotá (Kolumbien) inspirieren. Die Sprecher*innen präsentierten innovative Ansätze zur Schadensminimierung, wobei sie den Schwerpunkt auf ganzheitliche Gesundheitskonzepte legten, die über die traditionellen Methoden hinausgehen. Diese enthalten Aspekte von der Bereitstellung von Duschen und Kleidung bis hin zur Stärkung der psychischen Gesundheit. In der weiteren Diskussion ging es um die Rolle von Ansätzen und Projekten unter indigener Führung sowie die Entkolonialisierung der Schadensminimierung und drogenpolitischen Interventionen.

 

Dem Expert*innentreffen gelang es somit, globales Fachwissen und pragmatische Lösungen zu vereinen und eine lebendige Arena zu erschaffen, in der sowohl die unterschiedlichen Kontexte als auch die Komplexität der Reaktionen auf Virushepatitis und die globalen Überdosis-Krisen anerkannt und besprochen wurden. Dieses 2016 ins Leben gerufene Forum hat unbestreitbar an Bedeutung und Einfluss gewonnen und seine wichtige Rolle im globalen Dialog über Schadensminimierung seither fest etabliert.