Für eine gendersensible Drogenpolitik

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Vom Anbau bis zum Drogengebrauch – unterschiedliche Lebensrealitäten brauchen unterschiedliche politische Antworten

Geprägt durch Popkultur und Nachrichten denken wir bei Drogenökonomien zuerst – wenn nicht ausschließlich – an Männer. Dabei sind an der gesamten Wertschöpfungskette Frauen und Männer beteiligt: angefangen beim Anbau von Drogenpflanzen und ihrer Weiterverarbeitung zu illegalen Substanzen über den Handel mit Drogen bis hin zu deren Konsum. Ihre Rollen und Erfahrungen unterscheiden sich jedoch deutlich. Doch Programme für die nachhaltige Entwicklung von Drogenpflanzenanbaugebieten oder Suchthilfeangebote sind in vielen Fällen nicht auf die Lebensrealitäten von Frauen zugeschnitten. Die GPDPD möchte das im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) ändern und setzt sich für eine gendersensible Drogenpolitik ein.

Traditionelle, geschlechtsspezifische Erwartungen und Stereotype können Frauen belasten, die häufig mit einem noch stärkeren Stigma konfrontiert sind als Männer, wenn sie in der Drogenökonomie aktiv sind oder selbst Drogen konsumieren. Gleichzeitig sind sie oft von Prozessen und Entscheidungen ausgeschlossen, die ihr Leben direkt beeinflussen, wie zum Beispiel über ihr Einkommen oder das Land, auf dem sie arbeiten. Es ist deswegen notwendig, Drogenpolitik und die Umsetzung von drogenpolitischen Projekten gendersensibel zu gestalten. Das bedeutet, die unterschiedlichen Lebensrealitäten, Interessen und Bedürfnisse von Frauen und Männern sowie geschlechtsbedingte Ungleichheiten konsequent mitzudenken und sichtbar zu machen. Das Ziel ist es, langfristig Geschlechtergerechtigkeit zu erreichen, also allen Menschen unabhängig von ihrem Geschlecht dieselben Chancen und Möglichkeiten einzuräumen.

Frauen in Drogenökonomien sind anderen Risiken ausgesetzt als Männer.

Wie sich die GPDPD für mehr Gendersensibilität in der Drogenpolitik einsetzt

Die Globale Partnerschaft für Drogenpolitik und Entwicklung (Global Partnership on Drug Policies and Development, GPDPD) möchte dazu beitragen, dass Geschlechtergerechtigkeit kein Randthema bleibt. Das bedeutet vor allem: Durch mehr Gendersensibilität Aufmerksamkeit schaffen und neue Blickwinkel aufzeigen, aus denen die Erfahrungen von Frauen und Männern im Zusammenhang mit Drogen und Drogenökonomien individuell betrachtet werden.

 

Dies fördert die GPDPD, indem sie Genderthemen in internationalen drogenpolitischen Foren auf die Agenda setzt. Wir achten darauf, die Workshops, Trainings oder Pilotprojekte in unseren Partnerländern gendersensibel zu gestalten. Wenn wir innovative Forschung im Bereich der Drogenpolitik fördern, legen wir großen Wert auf genderdifferenzierte Daten und Informationen, um eine möglichst realitätsnahe Politik möglich zu machen.

Was die GPDPD für eine gendersensible Drogenpolitik unternimmt:

  • Wir haben zwei internationale Dialogforen für Kleinbäuerinnen organisiert. Frauen aus lateinamerikanischen und asiatischen Ländern, in denen Koka oder Schlafmohn angebaut wird, tauschten sich in einem vertraulichen Rahmen über die besonderen Bedingungen aus, die ihnen als Frauen begegnen. Ziel dieser Reihe ist es, Empfehlungen für die gendersensible Ausgestaltung von alternativen Entwicklungsmaßnahmen zu gewinnen. Bisher ist bereits die Publikation „Raising Voices: Empowering female farmers in drug crop cultivation areas“ entstanden, deren Inhalte wir auch in internationalen drogenpolitischen Foren wie der UN-Suchtstoffkommission vorstellen und diskutieren.
  • In bereits abgeschlossenen Pilotprojekten in Kolumbien wurde die Hälfte der Haushalte, die an den Programmen zu Alternativer Entwicklung und Waldschutz teilnehmen, von Frauen repräsentiert. Ihnen wurde ermöglicht, ihre Sichtweise einzubringen, Informationen zu erhalten, Netzwerke aufzubauen und an Entscheidungsprozessen teilzuhaben.
  • 2018 haben wir die Erstellung eines Kapitels für den UN-Weltdrogenbericht unterstützt, das sich umfänglich dem Thema Frauen und Drogen widmet. Der Bericht wird jährlich vom Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (United Nations Office of Drugs and Crime, UNODC) veröffentlicht und ist in der Analyse von weltweiten Trends im Bereich Drogen global gesehen die Publikation mit der höchsten Reichweite.