Kolumbien

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Für eine grüne Transformation

Kolumbianische Kleinbauern zeigen in vom illegalen Kokaanbau betroffenen Schutzgebieten, dass sie legal wirtschaften und gleichzeitig die Umwelt schützen können.

Im Jahr 2021 wurden nach Angaben der UNODC in Kolumbien Kokasträucher auf rund 204.000 Hektar angebaut. Etwa die Hälfte der Pflanzen wächst in Naturschutzgebieten oder sogenannten indigenen Territorien. Die Bäuerinnen und Bauern, die Koka illegal in den Schutzgebieten anbauen, sind in vielerlei Hinsicht marginalisiert: wirtschaftlich, politisch und sozial. In den abgelegenen Naturreservaten fehlt es an Infrastruktur, Marktzugang, Schulen und Gesundheitsversorgung, der Staat als Schutzmacht ist kaum präsent. Die Drogenhändler*innen versorgen die Gemeinschaften zunächst mit Kokasamen und kaufen die Ernten später direkt von ihnen ab. Der Handel mit lokalen Dealer*innen ist oft die einzige Möglichkeit der Familien, ein Einkommen zu erzielen. Sie stehen vor einem Dilemma: Sie müssen überleben, schaden damit aber massiv der Umwelt und zerstören nachhaltig ihre eigene Lebensgrundlage.

 

Der illegale Anbau schadet dem natürlichen Lebensraum vielfach: Die Bauern roden den Primärwald, um Platz für Ackerland zu schaffen. Wenn Koka zu Kokain verarbeitet wird, ein Prozess der meist direkt vor Ort stattfindet, werden schädliche Chemikalien eingesetzt, die sich in Böden und Flüssen absetzen. Durch den Kokaanbau rückt die sogenannte landwirtschaftliche Grenze immer tiefer in geschützte Gebiete vor, weil der illegale Anbau weitere Siedler und (illegale) Sektoren anzieht und Drogengeld durch andere landwirtschaftliche Aktivitäten wie Rinderhaltung gewaschen wird. Die direkten und indirekten Auswirkungen auf das lokale Ökosystem sind verheerend.

Wirtschaften und Naturschutz sind kein Widerspruch

Die GPDPD verbindet seit 2015 in Kolumbien Drogen- und Umweltpolitik. Im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) hat sie in Kooperation mit der kolumbianischen Regierung, dem Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) sowie regionalen und lokalen Partnern acht alternative Entwicklungsprojekte in Putumayo, Caquetá, Guaviare, Nariño, Meta und Valle del Cauca umgesetzt.

 

Bis 2018 führten die Partner fünf Projekte im Rahmen des bilateralen Kooperationsprogramms zum Schutz der Wälder und Klima REDD+ durch. Die durch Koka verursachte Entwaldung war das Hauptproblem, das es zu lösen galt. In Zusammenarbeit mit der UNODC wurden nach 2018 zwei weitere Projekte zur nachhaltigen und legalen Waldbewirtschaftung umgesetzt, und ein Projekt zur Nutzung von Zahlungen für Umweltleistungen in Nationalparks ist auf dem Weg. Die Projekte werden durch Studien zu einer grünen Drogenpolitik und entsprechende Beratungsleistungen gemeinsam mit der Fundación Ideas para la Paz für die kolumbianische Regierung ergänzt. 

 

Um die Sonderausgabe "Environmental Impacts of Illicit Economies" des Journal on Illicit Economies and Development auch spanischsprachigen Akteuren zugänglich zu machen, wurde mit Hilfe des Center for Security and Drugs Studies (CESED) an der Universität de Los Andes exklusiv eine spanische Ausgabe erstellt. Das CESED und die GPDPD haben außerdem gemeinsam ein digitales Tool entwickelt, das von kolumbianischen Behörden genutzt werden kann, die an der Entwicklung von Projekten zur Bezahlung von Umweltdienstleistungen interessiert sind. Das Tool hilft bei der Auswahl der am besten geeigneten Gebiete anhand einiger Kriterien, die für jedes Projekt festgelegt wurden.

Wer betroffen ist, spricht mit

Ziel aller Maßnahmen ist es, legale und nachhaltige Wertschöpfungsketten zu fördern, die dazu beitragen, den Wald zu regenerieren und zu schützen. Lokale Behörden, Erzeugerverbände und Kleinbäuerinnen und -bauern sind eng in die Projekte eingebunden. Dies stärkt nicht nur ihre Rolle im Prozess der Transformation, es sichert auch den Erfolg der Projekte.

 

Schon jetzt erwirtschaften die Kleinbauern und Kleinbäuerinnen mehr Einkommen durch die Vermarktung lokaler Früchte wie Açaí, Kakao oder Kaffee. Die Bauern wurden geschult, wie sie umweltverträglich anbauen und mehr erwirtschaften können. Sie werden beim Zertifizierungsprozess ihrer Produkte  und beim Abschluss von Fair-Trade-Vereinbarungen mit lokalen Unternehmen unterstützt. Dadurch können sie höhere Preise erzielen, und einige der Produkte werden sogar von kolumbianischen Unternehmen auf den internationalen Märkten in Europa und in den USA verkauft.

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Hektar Regenwald
sind seit 2015 geschützt worden
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Kleinbauern
sind bisher involviert
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Holz- & Obstbäume
wurden gepflanzt als Einkommensmöglichkeit

Alternativen zur landwirtschaftlichen Nutzung

In den Schutzgebieten und Sonderverwaltungsregionen für Afrokolumbianer und indigene Völker gelten für die Landwirtschaft noch strengere Auflagen - bis hin zum vollständigen Verbot. Dies stellt die Projekte der Alternativen Entwicklung vor besondere Herausforderungen. Aber auch hier gibt es vielversprechende Ansätze, die sich in der Praxis bewähren und in Studien und Politikempfehlungen einfließen. Vielversprechend für diese Territorien sind beispielsweise Zahlungen an lokale Gemeinschaften für Ökosystemleistungen und ein sanfter Ökotourismus.

 

Wir alle lernen von den Kleinbauern Kolumbien, wie eine grüne Drogenpolitik zu einem nachhaltigen Wandel in den betroffenen Regionen führen kann. Mit ihren Erfahrungen schaffen sie neue Prototypen für eine zeitgemäße Drogenpolitik.

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Deutschland, Kolumbien und Peru: Gemeinsame Anstrengungen zum Schutz der Umwelt

 

Kolumbien und Peru stehen vor einer gemeinsamen Herausforderung: Der illegale Kokaanbau in Naturschutzgebieten bedroht ihre Biodiversität. Beide Länder haben große Anstrengungen unternommen, den Kokaanbau zu verringern. Doch die Nationalparks, Waldschutzgebiete und Pufferzonen leiden nach wie vor unter der Ausbreitung des illegalen Anbaus. Im Rahmen des Regionalfonds für die Dreieckskooperation der deutschen Regierung haben Kolumbien und Peru vereinbart, gemeinsam Maßnahmen zu entwickeln und umzusetzen, die den zusammen 29 betroffenen Naturschutzgebieten in beiden Ländern zugute kommen.