Kolumbien

Für eine grüne Transformation in Kolumbien
Kolumbianische Kleinbäuer*innen zeigen in von illegalem Kokaanbau betroffenen Schutzgebieten, dass sie legal wirtschaften und gleichzeitig die Umwelt schützen können.
Im Jahr 2023 wurden nach Angaben der UNODC in Kolumbien Kokasträucher auf rund 253.000 Hektar angebaut. Etwa die Hälfte dieser Pflanzen wächst in speziell ausgewiesenen Managementgebieten, einschließlich Schutzgebieten. Die Bäuer*innen, die Koka in diesen Gebieten illegal anbauen, sind in vielerlei Hinsicht marginalisiert: wirtschaftlich, politisch und sozial. In den abgelegenen Naturschutzgebieten fehlt es an Infrastruktur, Marktzugang, Schulen und Gesundheitsversorgung, und der Staat ist kaum als Schutzmacht präsent. Drogendealer*innen versorgen die Gemeinschaften zunächst mit Kokasamen und kaufen die Ernten später direkt von ihnen ab. Der Handel mit lokalen Dealer*innen ist für viele Familien oft die einzige Möglichkeit, ein Einkommen zu erzielen. Das führt zu einem Dilemma: Sie müssen überleben, schaden dabei aber massiv der Umwelt und zerstören nachhaltig ihre eigene Lebensgrundlage.
Der illegale Anbau schädigt den natürlichen Lebensraum auf vielfältige Weise: Kleinbäuer*innen roden Primärwälder, um Platz für Ackerland zu schaffen. Wenn Koka zu Kokain verarbeitet wird – ein Prozess, der meist direkt vor Ort stattfindet – werden schädliche Chemikalien eingesetzt, die Böden und Flüsse kontaminieren. Durch den Kokaanbau rückt die sogenannte landwirtschaftliche Grenze immer tiefer in geschützte Gebiete vor, da der illegale Anbau weitere Siedler*innen und (illegale) Sektoren anzieht und Drogengelder durch andere landwirtschaftliche Aktivitäten wie Rinderhaltung gewaschen werden. Die direkten und indirekten Auswirkungen auf das lokale Ökosystem sind verheerend.
Wirtschaften und Naturschutz sind kein Widerspruch
Seit 2015 verbindet die GPDPD in Kolumbien Drogen- und Umweltpolitik und entwickelt daraus eine grüne Drogenpolitik. Im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) wurden in Zusammenarbeit mit der kolumbianischen Regierung, dem Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) sowie regionalen und lokalen Partner*innen bislang acht Projekte der Alternativen Entwicklung in Putumayo, Caquetá, Guaviare, Nariño, Meta und Valle del Cauca umgesetzt.
Bis 2018 haben die Partner fünf Projekte im Rahmen des bilateralen Kooperationsprogramms Wälder und Klima REDD+ realisiert, wobei der Fokus auf der Bekämpfung der durch Kokaanbau verursachten Entwaldung lag. Seit 2022 werden zwei zusätzliche Projekte zur nachhaltigen und legalen Waldbewirtschaftung durchgeführt, und es wird an der Einführung von Zahlungen für Umweltleistungen in Waldreservaten gearbeitet. Ab 2023 stehen zudem die Erkundung nachhaltiger wirtschaftlicher Alternativen im Nationalpark Farallones im Mittelpunkt. Studien und politische Empfehlungen für eine grüne Drogenpolitik, die gemeinsam mit der Fundación Ideas para la Paz entwickelt werden, ergänzen diese Vorhaben.
Um die Sonderausgabe „Environmental Impacts of Illicit Economies“ des Journal on Illicit Economies and Development für ein spanischsprachiges Publikum zugänglich zu machen, wurde mit Unterstützung des Center for Security and Drugs Studies (CESED) der Universidad de Los Andes exklusiv eine spanische Ausgabe erstellt. Gemeinsam mit der GPDPD hat das CESED außerdem ein digitales Tool entwickelt, das kolumbianischen Behörden hilft, geeignete Gebiete für Projekte zur Bezahlung von Umweltdienstleistungen auszuwählen. Das Tool basiert auf spezifischen Kriterien, die für jedes Projekt individuell festgelegt werden.
Wer betroffen ist, spricht mit
Das Ziel der Projekte ist es, legale und nachhaltige Wertschöpfungsketten zu fördern, die nicht nur die Einkommen der Beteiligten steigern, sondern auch zur Regeneration und zum Schutz der Wälder beitragen. Im Sinne des Ansatzes der Alternativen Entwicklung werden lokale Behörden, Erzeugerverbände und Kleinbäuer*innen aktiv in die Projekte eingebunden. Dies stärkt ihre zentrale Rolle im Transformationsprozess und ist ein entscheidender Faktor für den Erfolg der Maßnahmen.
Bereits jetzt erzielen Kleinbäuer*innen ein höheres Einkommen, indem sie lokale Früchte wie Açaí, Kakao und Kaffee nachhaltig anbauen und vermarkten. Sie wurden in umweltfreundlichen Anbaumethoden und nachhaltigem Management geschult. Zusätzlich werden sie dabei unterstützt, ihre Produkte zertifizieren zu lassen und Fair-Trade-Vereinbarungen mit lokalen Unternehmen abzuschließen. Dies ermöglicht ihnen, bessere Preise zu erzielen. Einige dieser Produkte werden sogar von nationalen Unternehmen auf internationalen Märkten in Europa und den USA erfolgreich verkauft.
Zahlen | Daten | Fakten
Alternativen zur landwirtschaftlichen Nutzung
In Schutzgebieten und Sonderverwaltungsregionen für Afrokolumbianer*innen und indigene Gemeinschaften gelten besonders strenge Vorschriften für die Landwirtschaft – bis hin zu vollständigen Verboten. Diese Rahmenbedingungen stellen Projekte der Alternativen Entwicklung vor große Herausforderungen. Dennoch zeigen sich Ansätze, die in der Praxis überzeugen und in Studien sowie politische Empfehlungen einfließen. Zu den vielversprechendsten Maßnahmen zählen Ökotourismus und Zahlungen an lokale Gemeinschaften für den Erhalt ihrer Ökosysteme.
Kleinbäuer*innen, die an Projekten der Alternativen Entwicklung in Kolumbien teilnehmen, demonstrieren, wie eine grüne Drogenpolitik einen nachhaltigen Wandel in den betroffenen Regionen bewirken kann. Mit ihren Erfahrungen entwickeln sie neue Ansätze, die als Prototypen für eine zeitgemäße Drogenpolitik dienen.

Deutschland, Kolumbien und Peru: Gemeinsam für den Schutz der Umwelt
Kolumbien und Peru stehen vor einer gemeinsamen Herausforderung: Der illegale Kokaanbau in Naturschutzgebieten gefährdet die wertvolle Biodiversität beider Länder. Trotz erheblicher Bemühungen zur Reduzierung des Kokaanbaus leiden Nationalparks und Pufferzonen weiterhin unter den Auswirkungen der illegalen Aktivitäten.
Im Rahmen des Regionalfonds für Dreieckskooperation der deutschen Bundesregierung haben Kolumbien und Peru beschlossen, ihre Erfahrungen zu bündeln und gemeinsam wirksame Maßnahmen zu entwickeln. Ziel ist es, die 29 betroffenen Naturschutzgebiete in beiden Ländern zu schützen und nachhaltige Lösungen für diese empfindlichen Ökosysteme zu finden.