Drogen und Umwelt

AUF DEM WEG ZU EINER GRÜNEN DROGENPOLITIK

Während der Ruf nach dringenden Maßnahmen, dem Klimawandel entgegenzuwirken, immer lauter wird, rückt auch die illegale Drogenökonomie als ein schwerwiegender Faktor in den Vordergrund: Entwaldung, Monokulturen, Verschmutzung von Gewässern und Böden sowie der immense CO2-Fußabdruck des Gewächshausanbaus sind einige der erheblichsten Auswirkungen dieser gesetzwidrigen Produktions- und Lieferketten. Es ist an der Zeit, dass die Drogenpolitik darauf reagiert. Die GPDPD fördert den Ansatz der Alternativen Entwicklung und legt dabei einen besonderen Fokus auf Umweltaspekte und Nachhaltigkeit.

 

Die Umweltauswirkungen illegaler Drogenwirtschaft unterscheiden sich je nach hergestellter Substanz. Denken Sie zum Beispiel an die Lieferkette von Kokain. In Ländern wie Bolivien, Peru und Kolumbien werden Kokablätter oft in empfindlichen Ökosystemen und unberührten Wäldern angebaut – sogar in Naturparks –, was zu Entwaldung und Verlust von Lebensräumen führt. Nach Angaben des Büros der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (United Nations Office on Drugs and Crime, UNODC) konzentrierten sich im Jahr 2020 in Kolumbien 24 Prozent des nationalen Koka-Anbaus auf die Waldschutzgebiete und nationalen Naturparks; das sind mehr als 35 000 Hektar, die direkt auf den Kokaanbau zurückzuführen sind. Im selben Jahr erreichte die Entwaldung im gesamten Land 171 000 Hektar. Für die Abholzung im Amazonas-Regenwald Kolumbiens gibt es viele Ursachen, doch der Kokaanbau wird von Expert*innen als einer der Haupttreiber für die Ausweitung landwirtschaftlicher Grenzen genannt. Der illegale Anbau von Drogenpflanzen kann daher als „Speerspitze“ dieses tragischen Phänomens gesehen werden.

 

Mit der Entwaldung hört es jedoch nicht auf. Bei der Kokainproduktion werden Böden und Gewässer verschmutzt. Kokablätter werden zuerst zu Kokapaste und anschließend in kleinen lokalen Labors zu Kokainhydrochlorid verarbeitet. Die bei diesem Prozess in großem Maßstab verwendeten chemischen Grundstoffe gelangen ungefiltert in die Umwelt.

Zudem sorgen die Profite aus dem illegalen Handel dafür, dass die Umweltzerstörung immer größere Ausmaße annimmt: Das Geld wird gewaschen – und das geschieht, indem es in extensive Viehzucht und Landraub investiert wird – sogar in lateinamerikanischen Ländern, in denen Kokablätter überhaupt nicht angebaut werden.

 

In der internationalen drogenpolitischen Debatte wird zwar inzwischen der Zusammenhang zwischen Umweltproblemen und der illegalen Drogenwirtschaft zunehmend deutlicher wahrgenommen und thematisiert. Doch bereits seit Jahrzehnten setzt sich das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) für nachhaltige Einkommensalternativen in Drogenanbaugebieten ein. Für die von der GPDPD geförderte entwicklungsorientierte Drogenpolitik sind die Umweltaspekte von Drogenmärkten und Drogenpolitik elementar. Die GPDPD finanziert Studien zum Thema und sie identifiziert und implementiert grüne Entwicklungsmaßnahmen in ihren Länderaktivitäten. Außerdem setzt sie den Zusammenhang zwischen Umwelt- und Drogenpolitik auf die Tagesordnung der internationalen Debatte.

WIE DIE GPDPD EINE GRÜNE DROGENPOLITIK FÖRDERT

  • Während der 64. Suchtstoffkommission (Commission on Narcotic Drugs, CND) im Jahr 2020 veranstaltete die GPDPD ein Panel zum Thema „Illegale Drogen und Umwelt“. Das Ziel war es, die Kommission mit dem Zusammenhang von Drogenmärkten, weiteren illegalen Ökonomien und der Umweltzerstörung vertraut zu machen. Mitveranstalter waren das UNODC, die  Global Initiative Against Transnational Organized Crime (GI-TOC), die London School of Economics (LSE), sowie die Fundación Ideas para la Paz (FIP) und die Universidad de los Andes.
  • In ihren Projekten in Kolumbien identifiziert und praktiziert die die GPDPD Maßnahmen, die zeigen, dass Alternativen Entwicklung und Umweltschutz zusammengehören, um dem Anbau illegaler Kulturpflanzen nachhaltig zu begegnen. Die Projekte konzentrieren sich auf Waldschutzgebiete und Naturparks. Sie umfassen Instrumente wie Zahlungen für Ökosystemleistungen und suchen eine möglichst natürliche Nutzung der Ressourcen, zum Beispiel durch Agroforstwirtschaft. Diese Maßnahmen werden gemeinsam mit UNODC, FIP und Universidad de los Andes durchgeführt.

Mehr zum Thema:

 

Werfen Sie einen Blick auf diese Grafiken und laden Sie sie herunter: Umweltauswirkungen der Kokain-Produktion.

 

Brombacher, D., Garzón, J.C., Vélez M.A. (Ed.): “Illicit Economies and Development”, Special Issue, Journal of Illicit Economies and Development (JIED), LSE Press, 2021